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subKULTan « Texte

Gebet eines Arbeitslosen

Herr, weißt du, wie das ist:

Wenn man arbeiten will und nicht darf?

Wenn man am helllichten Tag auf der Parkbank sitzt?

Wenn man immer wieder Absagen bekommt?

Wenn man kein Geld verdient.

 

Herr, weiß du, wie das ist:

Wenn man Drückeberger heißt?

Wenn man Faulpelz heißt?

Wenn man Krimineller heißt?

Wenn man arbeitsscheues Gesindel heißt?

 

Herr, weiß du auch:

Wie weh das tut?

Wie viel Nerven das kostet?

Wie verletzend das ist?

Wie unchristlich das ist?

 

Herr, ich möchte dir keinen Vorwurf machen,

ich möchte dir nur sagen dürfen,

dass ich mir so mein Leben nicht vorgestellt habe und,

dass ich mir elend überflüssig vorkomme:

Nicht gebraucht,

nicht gefordert,

nicht ernst genommen,

nicht geliebt.

 

So bitte ich dich, Herr:

Hilf mir, dass ich Arbeit finde

und dass ich gebraucht werde!

 

Amen. 

 

Paul Schobel

„Und darum rennst du ständig in die Kirche?“
„Da schreien die Leute wenigstens nicht rum.“
„Sag mal, Roter, worum bittest du Gott eigentlich?“
Candito zog noch einmal an seiner Zigarette, bevor er sie im
Aschenbecher ausdrückte. „Willst du mich verarschen Conde?“
„Nein, im Ernst.“
„Ich bitte ihn, dass ich gesund bleibe, dass ich in Frieden leben
kann, dass er mich beschützt und mir mehr Geduld gibt, und ich
bitte ihn auch darum, meine Freunde zu beschützen, dich zum
Beispiel oder Carlos …“

Aus „Labyrinth der Masken“ von Leonardo Padura